Überblick
kreative Etappe Teil 3 - Mehrfachbelichtung
anhand des Bildes "Himmelsauge"
ISO 500 - 17-40 bei 17mm - f 4 - 1/125s
1/125s Belichtungszeit pro Aufnahme - 5fach-Belichtung
umgerechnet auf das Gesamtbild: Belichtungszeit 1/25s
Inspiration & Faszination
Die Wirklichkeit als freies Feld für kreative Transformation
Meine vorherigen kreativen Etappen (siehe Blogeintrag Teil I & Teil II ) waren bereits geprägt von einer tiefen Faszination für die Veränderung der Wirklichkeit und dem Erschaffen neuer Welten. Zunächst begann dieser Prozess mit dem Kreieren von Mustern aus unscheinbaren Details in der Bildbearbeitung, später durch die Arbeit mit freien Langzeitbelichtungen, bei denen das Element der Unkontrollierbarkeit eine zentrale Rolle einnahm. Die Langzeitbelichtung brachte einen ganz neuen Aspekt in mein Schaffen: das Überraschungsmoment. Es war genau dieses Gefühl – nie zu wissen, wie das endgültige Ergebnis aussehen würde –, das mich zunehmend fesselte und die Arbeit für mich spannender machte.
Doppel- und Mehrfachbelichtung: Verschmelzung von Realitätsebenen
Etwa 2 Jahre experimentierte ich intensiv mit freien Langzeitbelichtungen, bis ich das Gefühl hatte, dass es Zeit für eine neue Richtung war. Mit der Aufnahme „Himmelsauge“ wandte ich mich erstmals dem Thema Mehrfachbelichtung zu. Das Verschmelzen verschiedener Realitätsebenen (in diesem Fall waren es fünf) erzeugte für mich einen noch größeren Überraschungseffekt und verlieh meiner Arbeit eine zusätzliche Dimension der Spannung. Das zentrale Thema, die „Veränderung der Wirklichkeit“, blieb dabei bestehen, jedoch in einer tieferen, noch aufregenderen Form.
Entstehung des Bildes
Im Herbst 2014, zur Dämmerung, war ich gerade von einem Fotospaziergang zum Parkplatz zurückgekehrt. Während ich ein letztes Mal tief durchatmete und in die Baumkronen blickte, hatte ich plötzlich eine Idee: Vielleicht ließe sich durch Mehrfachbelichtung eine Art Krone aus diesem Anblick formen. Das Thema der Mehrfachbelichtung war vor einigen Jahren erstmals in einem Gespräch mit einer ehemaligen Kommilitonin aufgekommen. Sie hatte mir an ihrer Kamera gezeigt, wie man diese Funktion einstellt, und mir einige ihrer Ergebnisse präsentiert. Zu jener Zeit war ich jedoch völlig in die Langzeitbelichtung vertieft und wenig aufnahmebereit für Neues. Doch in diesem Moment fiel mir diese Technik wieder ein, und ich beschloss, es selbst auszuprobieren.
Meine ersten Versuche verliefen ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich passte meine ursprüngliche Idee an die Ergebnisse an und begann, den Ring zu gestalten, der schließlich das „Auge“ bildete. Zu jener Zeit hatte die Langzeitbelichtung für mich etwas an Reiz verloren, da sie sich mit der Zeit ein wenig eindimensional anfühlte. Die Mehrfachbelichtung brachte hingegen eine neue Lebendigkeit und Experimentierfreude in meine Arbeit, die ich sehr genoss und begrüßte.
Die technischen Details zur Erstellung von Doppel- und Mehrfachbelichtungen werde ich im nächsten Abschnitt näher erläutern.
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Technischer Teil und Tipps zur Mehrfachbelichtung
Was ist eigentlich eine Doppel- oder Mehrfachbelichtung?
Kurz gesagt: Bei der digitalen Mehrfachbelichtung werden mehrere Einzelaufnahmen rechnerisch zusammengelegt, während bei der analogen Methode dieselbe Stelle des Films mehrfach belichtet wird.
Ich nutze immer den Additiv-Modus. Dieser Modus imitiert eine analoge Doppel- oder Mehrfachbelichtung und ist normalerweise automatisch voreingestellt. Natürlich ist das Geschmackssache, aber ich finde, dass hier die schönsten Ergebnisse erzielt werden. Die folgenden Tipps beziehen sich auf den Additiv-Modus.
Es gibt zwei wesentliche Dinge, die bei Doppel- und Mehrfachbelichtungen zu beachten sind:
Die Belichtungszeit muss angepasst werden:Beispiel Doppelbelichtung (2 Aufnahmen, die miteinander verrechnet werden):Gibt der Belichtungsmesser eine Belichtungszeit von 1/100s an, dann bezieht sich diese Zeit auf das Endergebnis. Die Belichtungszeit der Einzelaufnahmen muss entsprechend angepasst werden. In diesem Beispiel sollte jede Aufnahme eine Belichtungszeit von 1/200s haben, damit das Gesamtergebnis die richtige Belichtungszeit von 1/100 ergibt (2 x 1/200 = 1/100).
Art und Weise der Berechnung (für den Additiv-Modus):Hier bleiben die maximal belichteten Bildanteile (weiß) erhalten, während die weniger belichteten Anteile (schwarz) durch die darauffolgenden Aufnahmen überlagert werden. Weiß bleibt also weiß, während schwarze Bereiche mit den Bildinformationen der nächsten Aufnahmen gefüllt werden. Grautöne werden entsprechend weniger stark überlagert.
Während des kreativen Prozesses versuche ich, mir über diese technischen Details möglichst wenig Gedanken zu machen, da sie mich in diesem Moment eher blockieren könnten. Aber das ist natürlich Typsache. Ich habe dieses Wissen im Hinterkopf, setze es intuitiv um und lasse mich dann vom Ergebnis überraschen. :-)
Schlussgedanken
Spontaneität und Intuition sind das, was das Fotografieren für mich lebendig macht. So entstand auch das Bild „Himmelsauge“ aus einem Moment der inneren Ruhe heraus, ebenso wie die Bilder „flüchtige Ewigkeit“ (siehe auch Blogartikel zum Bild) oder „Städtische Spiegelung“ (siehe auch Blogartikel zum Bild). Mit dem „Himmelsauge“ begann meine Reise in die spannende Welt der Mehrfachbelichtung – eine Welt voller Schichten, die die Realität auf überraschende Weise verändert, durch Hinzufügen und Subtrahieren. Die Bilder gewinnen dadurch eine faszinierende Tiefe, und jedes Mal bringt der Prozess neue, unerwartete Ergebnisse hervor. Noch immer sind Doppel- und Mehrfachbelichtungen ein wesentlicher Teil meiner kreativen Praxis, und sie fesseln mich nach wie vor mit ihrer Unvorhersehbarkeit und der ständigen Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken.
Ausblick:
kreative Etappen Teil IV – kombinierte Doppelbelichtung
Im nächsten Teil widme ich mich der vorerst letzten kreative Etappe dieser Serie, der kombinierten Doppel- und Langzeitbelichtung anhand des Bildes "gemalt mit Licht". Hierbei fasziniert mich der subtile Zauber, der sowohl der Sichtbarkeit der Realität als auch dem lebendigen Hauch der Fantasie Raum gibt.
Mehr dazu nächsten Dienstag – ich freue mich auf Ihre Gedanken und Eindrücke.
Neben "Rush IIX/X" sind auch die Bilder "städtische Spiegelung" , „Rummelwirbel“ und "flüchtige Ewigkeit" Teil meiner Fotokunst-Serie.
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… und zu guter Letzt
Ich hoffe, Sie konnten durch diesen Beitrag einen Einblick in meinen kreativen Prozess gewinnen und vielleicht sogar ein wenig Inspiration für eigene Projekte mitnehmen.
Wenn Sie Fragen oder Gedanken dazu haben, freue ich mich sehr über einen Kommentar. Fühlen Sie sich auch inspiriert durch die versteckte Schönheit des Alltags? Was sind Ihre kleinen Momente der Ruhe und Schönheit im Alltag?
Ich freue mich, wenn Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren teilen!
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kreative Grüße
Julia Kaschmieder
July Summer Photography
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